Backpacker auf Weltreise. Biene und Holger und das Abenteuer ihres Lebens.

Verschüttete Straße nach einem Erdrutsch

Eigentlich hätten wir jetzt direkt mit dem Bus nach Antigua fahren können, eine schöne alte historische Stadt in direkter Nähe der Hauptstadt. Dort hätten wir übernachtet und wären dann morgen in aller Ruhe die kurze Strecke nach Guatemala-Stadt gefahren, wo unser Fernreisebus nach Costa Rica abfährt. So war mein Plan.


Natürlich kommt es anders. Unser gesamtes Reisegepäck hatten wir ja schon den ganzen Tag auf dem Rücken, nur dummerweise befand sich noch eine Menge Schmutzwäsche in einer Wäscherei unten am Atitlan-See, wo wir die letzte Nacht verbracht hatten. Und diese Wäsche gilt es noch zu holen, bevor es weiter geht. Nun ist das Ganze auf der Landkarte betrachtet keine große Sache, aber die Praxis sieht leider anders aus. Wir fanden keinen Direktbus, so mussten wir mit verschiedenen Bussen - alle hoffnungslos überfüllt - in die grobe Richtung fahren, dann den Berg hinab zum See bis der letzte Bus in einem Dorf auf halber Strecke anhielt und keine weitere Verbindung mehr fuhr. Scheinbar machen die irgendwann gegen 18 Uhr Feierabend. Aber auf einer Pick-up Ladefläche fanden wir mit 10 Einheimischen noch Platz. Wir hielten alle die große plastikplane fest, die uns vor dem Regen schützen sollte, aber irgendwie waren wir trotzdem nass und unser Gepäck auch. Nach halber Strecke stoppte das Auto und wir wurden alle in rabenschwarzer Nacht stehen gelassen. Den vollen Fahrpreis hatten wir ja schon gezahlt. Was war nun das Problem?


Die Straße war hier gesperrt. Wegen der heftigen Regenfälle hatte es riesige Felsen auf die Strasse gerissen. Und der sonst so wundervolle Wasserfall, der hier hinter der Straße entlanglief, ergoss sich nun größtenteils über die Fahrbahn. Aber irgendwie mussten wir ja rüber, von der anderen Seite hupte ein Pick-up. Der würde uns die restliche Strecke ins Dorf fahren. Die Einheimischen neben uns hatten zwar eine Taschenlampe, trauten sich aber nicht über Felsen, Schlamm, Wasser und Abgrund. Immerhin ging es rechts von uns tief in die Schlucht hinunter. Weil nichts passierte, machten wir beide den Anfang und tasteten uns mit dem ganzen Gepäck auf dem Rücken bei fahlem Mondlicht um die Felsen, durch den schmatzenden Schmodder. Und siehe da, die Einheimischen folgten uns.


Anstatt beim überqueren zu helfen oder wenigstens die Gefahrenstelle vernünftig zu beleuchten, werden solche Notsituationen von den geschäftstüchtigen Pick-up Taxifahrer einfach nur ausgenutzt. Denn auf der anderen Seite angekommen, durften wir den zweiten Pick-Up natürlich nochmal zahlen, plus Aufschlag, weil es keine Alternativen gab. Das ist Marktwirtschaft in Reinform.


Vollkommen eingesaut kamen wir im Ort an, duschten erstmal und beschlossen, den Abend mit einem Cocktail und einer Pizza in einer Touri-Bar ausklingen zu lassen. Wenigstens sind wir heil, ohne Umweg über den Abgrund durchgekommen.