Backpacker auf Weltreise. Biene und Holger und das Abenteuer ihres Lebens.

Wenns am Schönsten ist sollte man geh'n

Nach einer Woche haben wir uns so langsam an das Inseltempo gewöhnt.

Wir laufen auch schon wesentlich langsamer, schlürfen in den Badelatschen umher wie die Einheimischen und fahren so relaxt auf dem Scooter, dass man glauben könnte wir schlafen dabei ein.


Das Dumme ist nur: gerade jetzt, wo wir uns so richtig schön darauf einlassen können (für Deutsche besonders schwer), müssen wir auch schon wieder los.


Hier hätten wir gerne noch etwas mehr Zeit verbracht. Und würden gerne jederzeit wiederkommen. Dachten wir noch bis wir um Mitternacht am Flughafen eincheckten. Da hat man uns die positiven Eindrücke doch noch kurz vorm Flug vermiest: 55 Dollar Abflugsteuer muss man nämlich berappen, das ist ganz schön happig, macht für uns beide mal eben noch 110 Dollar, die wir zum Abschied zähneknirschend hinblättern. Und dafür haben wir noch nicht mal die Insel aus der Luft sehen können, weil es um diese Uhrzeit hier ebenso stockfinster ist wie bei uns.


Wieder einmal überqueren wir die Datumsgrenze, kommen also in Neuseeland einen Tag in der Zukunft an.

Kia Orana - Cook Islands

Was die Überschrift heißen soll? Das ist so eine Art Schlachtruf von den Cook Islands. So wie Aloha he auf Hawaii oder Bula! auf den Fidschi-Inseln.
Eigentlich heißt es ja nur Guten Tag. Sinngemäß.

Inzwischen haben wir auch das gemacht, was man hier eben normalerweise so macht: Schnorcheln.

Alter Falter, das hat sich gelohnt. Was da alles um uns herum geschwommen ist, kaum zu glauben. Ganze Schwärme bunter Fische und sogar große Thunfische kamen ganz nah an uns heran. Das war wirklich erstklassig. Schade nur, dass die Unterwasserhülle für die Kamera nicht dichtgehalten hat.

Wenn die Leute hier nicht schnorcheln, dann heiraten sie meistens gerade.
Hier laufen nämlich ne Menge Flitterwochen-Menschen herum und einige heiraten auch direkt hier auf der Insel. Haben wir ein paar mal gesehen. In kleinen Kapellen, die extra am Strand aufgebaut werden. Was das wohl alles kostet, vor allem müssen ja auch alle Gäste hierher kommen - und das ist mal sicher nicht billig. Zumindest wenn man extra aus der alten Welt hier her fliegen muss.

Wir haben stattdessen versucht, eine ganz andere Aktivität durchzuführen, die obendrein nichts kostet: Jetblasting.
Jetzt fragt man sich natürlich was das schon wieder sein soll. Also, es gibt ja diesen kleinen Inselflughafen und der ist quasi direkt am Wasser. Zwischen dem Korallenriff und dem Flughafen führt lediglich die Inselrundstraße hindurch, direkt am Ende der Landebahn. Das heißt, wenn hier ein Flieger landet, dann kann man an genau dieser Stelle den Düsenstrahl der Maschine abkriegen - Jetblasting.


Haben wir ein paarmal probiert, aber nie war ein Flieger in Sicht, so oft fliegen die hier nicht. Jetblasting und Summit Hiking sind aber nicht die einzigen gefährlichen Sachen, die man hier machen kann.

Mindestens genauso gefährlich finden wir es, wenn man sich einfach in den Sand unter eine Palme legt. Man muss sich mal überlegen, dass die Kokosnüsse, die da oben dran wachsen, ja auch irgendwie runterkommen müssen. Wegen der Schwerkraft und so. Manchmal fällt eben einfach mal eine runter und wenn man dann gerade dort rumliegt und sie auf den Kopf kriegt, dürfte nachher nicht mehr viel übrig sein vom Kopf.

Auch wieder mal gefählich sind hier irgendwelche Splitter. Natürlich hat sich Holger gleich mal einen eingezogen. Barfuss am Strand. Der war aber nicht ganz so schlimm wie das kleine Mini-Schneckengehäuse im Amazonas, das sich bis ins Fleisch gebohrt hatte und erst nach zwei Tagen intensiver Behandlung mit Messer und Nagelfeile herauszubekommen war.
Trotzdem immer wieder eine blutige Angelegenheit.

Naja, in diesem Sinne schöne Grüße aus dem Paradies.

Over the top - auf der Südseeinsel

So inzwischen hat sich das Wetter beruhigt.
Als wir auf der Insel angekommen sind, waren hinten am Horizont, also außerhalb vom Riff gigantische Wellen. Die waren konstanterweise so hoch, dass man den Eindruck hatte der Ozean würde sich am Horizont nach oben biegen. Völlig verrückter Anblick.

Am Riff brechen sich die Wellen, das Riff bietet also um die Insel herum eine natürlich Schutzbarriere und der ruhige Bereich dazwischen heißt Lagune. Dort drin kann man ausgezeichnet schnorcheln und so. Nun dachten wir das alles wäre normal und schon immer so. Aber jetzt haben wir erfahren, dass diese Monsterwellen ungewöhnlich sind und dass normalerweise das Wasser spiegelglatt ist.War ja klar, kaum kommen wir, spielt wieder alles verrückt. Aber wie gesagt, inzwischen hat sichs einigermaßen beruhigt.
Der Wind ist fast weg, die Sonne fast den ganzen Tag draußen und es wird immer mehr, wie es sich für eine Südseeinsel gehört. Selbst im Südseewinter. Beste Voraussetzungen also für unseren Cross-Island-Spaziergang. Das bedeutet nämlich: Vier Stunden durch den Dschungel.


Ach ja, diese Insel hier besteht nicht nur aus Sand und einer Palme sondern ist vulkanischen Ursprungs und hat dementsprechend hohe vulkanische Berge in der Mitte. Und dort ist auch alles mit üppigem Dschungel bewachsen.
Den Walk haben wir mit ein paar Leuten aus unserer Unterkunft zusammen gemacht, Engländer und Spanier. War ziemlich lustig, vor allem wegen des Spaniers, der an jedem Wasserloch baden ging und dabei versucht hat wie ein Ureinwohner auszusehen. Der Weg nach oben war ziemlich steil und oft gings links und rechts richtig tief runter. Eine echte Gratwanderung eben.
Oben auf dem Gipfel angekommen, fühlten wir uns ein bisschen wie Bergsteiger, die sich ins Gipfelbuch eintragen. Desto befremdlicher war es als wir dort, fernab der Inselzivilisation, auf einmal Geräusche wie auf einem Bauerhof hörten. Liefen doch da prächtige Gockelhähne herum, als wäre kein Problem, hier hoch zu klettern.
Wie auch immer, ganz nach oben auf den Felsen (der hieß "the needle") kann man nur als echter Bergsteiger. Wir kletterten noch ein Stück an Seilen und Ketten, bis es nur noch absolut senkrecht weiter ging. Aber die Aussicht war super, man konnte die ganze Insel sehen, den ehemaligen Vulkan erahnen und die Strände mit dem Riff von oben betrachten. Einmalig.

Carlos, unser Spanier verarbeitet alle seine Erlebnisse in Bildern.
Er hat ein kleines Büchlein und darin enthalten ist jede Station seiner Weltreise in Form einer Zeichnung. Und er zeichnet echt gut.
Sowas ist ziemlich cool, besser als Fotos auf jeden Fall, weil er alle interessanten Aspekte und Details in ein Bild bringen kann, wichtige und interessante Dinge herausstellen kann und andere weglassen.

Naja, auf jeden Fall sind wir jetzt auch in seinem Büchlein verewigt.

Der mit dem Wal tanzt

Okay okay, entspannen ist schön und gut, aber wir wollen dann doch auch was machen.
Was liegt denn da näher als zur nächsten Tauchbasis zu fahren und die Riffe unsicher machen.


Und so sollte es geschehen. Gleich heute.
Momentan ist nämlich Walsaison. Das heißt, die Buckelwale kommen aus der Antarktis hier vorbei und dass genau jetzt. Na vielleicht treffen wir ja einen dieser Burschen. Ansonsten solls hier auch noch Adlerrochen und diverse Haie geben.
Der Tauchführer, ein Einheimischer war ziemlich relaxt. Logisch oder?
Mit Sonnenbrille und Basecap sah er nicht nur total cool aus, sondern er sprach auch so langsam und derart entspannt, dass wir während des Briefings fast eingeschlafen wären.

Unter Wasser war es ähnlich, er tauchte da vor sich her, eine große Runde ums Riff, zeigte uns nichts und schien überhaupt recht teilnahmslos, naja was will man auch erwarten für 350 Euro, die er von den 5 Tauchgästen für 2 Tauchgänge erhält. Ähem.
So müsste man sein Geld verdienen. Herrlich.
Vielleicht sollten wir einfach besser hier bleiben.
Wie auch immer, das besondere am Tauchgang war nicht, das wir keine Wale gesehen haben, sondern das wir immerhin das Glück hatten sie die ganze Zeit zu hören. Die haben echt rege kommuniziert. Und zwar in allen Varianten. Mal klangs wie eine Kuh im Stimmenbruch, mal wie ein Fiepen.
Bestimmt denkt ihr jetzt, das war mein Tinnitus, aber nein - alle haben das gehört und so einen lustigen Tinnitus hatte ich sowieso noch nie.
So und was machen wir morgen? Entspannen?

Nö, morgen besteigen wir das vulkanische Inselzentrum und schaun uns mal alles von oben an!

Island Time auf Rarotonga

Da hocken wir nun auf unserer Insel und machen:
Nichts.

Das war auch echt mal nötig, nach dem ganzen Stress der letzten Monate.
Ein Tag nach dem andern geht ins Land, wir dösen tags und liegen nachts wach (das hat was mit dem Jetlag zu tun) und versuchen langsam die Lebensgewohnheiten der Insulaner zu adaptieren.
Nun ja, das will uns noch nicht so ganz gelingen, dafür sind wir doch wohl noch zu deutsch. Hier läuft nämlich das Island-Pace, alles geschieht in Zeitlupe. Die Leute gehen seeehhhr langsam, haben alle Zeit der Welt und alles ist easy und locker. Da wird man schon mal schnell ungeduldig, bspw. wenn man in der Polizeistation nach stundenlangem Hin und Her endlich seinen Führerschein haben will.

Und im Straßenverkehr das gleiche Bild.
Gibt ja eh nur eine Straße, einmal um die Insel rum. Und da gilt Tempo 50. Das ist vergleichsweise in etwa das, was bei uns auf der Autobahn Tempo 200 entspricht. Kaum einer fährt hier diese rasanten 50. Zum Beispiel darf man mit dem Moped ohne Helm sowieso maximal 40 fahren. Das machen auch alle anderen. Will dann doch mal ein ungeduldiger Autofahrer überholen, dann traut er sich lange nicht und wenn der Mut kommt, beschleunigt er auf sagenhafte 45 und "zieht" vorbei, dass einem fast schwindlig wird.
Naja, ist eben sehr relaxt hier. Und wozu auch die Eile?

Wir haben inzwischen geografisch gesehen die Hälfte unserer Weltreise hinter uns, sind also so ziemlich genau auf der anderen Erdseite von Deutschland aus gesehen. Somit kann man auch sagen, dass hier nun unser Rückweg beginnt. Der wird noch genug Strapazen beinhalten und daher heißt die Devise nun erstmal: Entspannen :-)

Holger muss wieder zur Fahrprüfung

Um hier auf der Insel herumzukommen, braucht man unbedingt einen fahrbaren Untersatz.
Der Inselbus fährt nämlich nur einmal die Stunde, ist voll und teuer. Also ab zum Mopedverleih.
Nun ist es so, dass die Cookinsulaner dafür einen CookIslands-Führerschein verlangen. Natürlich immer nur eine Frage des Geldes. Man kann für Knete seinen Internationalen Führerschein umschreiben lassen. Aber dummerweise ist auf unserm deutschen Führerschein das Moped nicht mit dabei (zumindest nicht über 60ccm) Also muss Holger hier nochmal eine Prüfung ablegen.
Es handelte sich bei der Prüfung um einen Hindernisparcour auf dem Hinterhof der Polizeistation, inklusive Stopp-Schild und so. Natürlich hat er das erstklassig gemeistert, der Polizist war von der vorbildlichen Fahrweise außerordentlich begeistert.
Gut, genug damit, auf jeden Fall besitzt Holger nun einen offiziellen Cook Islands Moped-Führerschein. Und seitdem machen wir hier die Insel unsicher. Yeehaaa.

Ankunft im Paradies

Und wieder haben wir die Datumsgrenze überflogen.

Diesmal führte das dazu, das wir in die Vergangenheit geflogen sind. Wir sind also am Freitag 18 Uhr in Auckland abgeflogen aber am gleichen Tag frühmorgens 00:20 in Rarotonga angekommen.

Die Landung im Südseeparadies war äußerst holprig.
Wir freuten uns schon auf die Blumenkränze, die von den Inselschönheiten in Kokosnussschalen-BHs an uns verteilt werden. Umsonst gefreut.
Ein alter Opa spielte gelangweilt Südseemelodien auf seiner Gitarre.
Naja, wer arbeitet schon gern um diese Uhrzeit.

Ansonsten vorwiegend sehr "wohlgenährte" Insulaner(innen) an der Kontrollstation und an den Infodesks, die alle sehr freundlich erklärten wo man hin soll.

Am Ende landeten wir bei einem etwas verwahrlosten alten Mann, der uns in einem klapprigen Minibus zu unserer Unterkunft brachte. Dem Geruch nach zu urteilen, hatte er seine letzte Dusche vor ein paar Jahren gehabt. Für Bienchens empfindliche Nase eine ganz besondere Herausforderung. Aber wir wollen uns nicht beschweren, wir hatten ja die preisgünstigste Unterkunft im ganzen Inselreich.

Im Geisterzug gefangen

Tja, nachdem wir nun in Auckland zwei Tage Aufenthalt hatten, bevor die nächste Verbindung nach Rarotonga ging, machten wir uns also rechtzeitig auf den Weg von der Innenstadt zum Flughafen um genau diesen Flieger zu bekommen.
Dies war besonders wichtig, weil es ein Billigflieger war (450 Euro für 2 Personen ist also billig) und es natürlich keinen Refund, also keinen Ersatz bei Nichterscheinen gibt.

In Auckland gibts Eisenbahnen und die ganzen Vororte der Stadt sind mit so einer Art S-Bahn verbunden. Die werden auch gut und gern genutzt. Wir wollten zum Flughafen also ein paar Stationen mit dieser S-Bahn fahren und dann in den Bus zum Flughafen umsteigen.


Nun geschah es , dass der S-Bahn-Zug in Auckland ewig stand, aber wir hatten ja eine Stunde extra Pufferzeit geplant. Dummerweise stand er dann mitten auf der Strecke nochmal ewig herum, der Zugbegleiter lief ratlos durch die Waggons. Nun wurde es doch langsam eng. Aber dann setzte er sich langsam wieder in Bewegung und erreichte unsere Haltestelle, von wo aus der Bus zum Flughafen fährt.
Allerdings hielt der Zug nicht an, auch nicht bei der nächsten oder übernächsten Station. Die Leute wurden unruhig, viele beschwerten sich beim Zugbegleiter, der immer noch nicht wusste, was los war.
Ich erklärte ihm, dass wir unsern Flug nun kaum noch schaffen können, weil die Checkin Schalter in 20 Minuten schließen. Dann rief er bei einem Taxiunternehmen an.


Wir warteten also an der ersten Haltestelle, an der der Geisterzug anhielt, irgendwo weit weg von allem, und warteten noch eine ganze Weile, extrem nervös und unruhig, bis doch tatsächlich ein sehr relaxter Taxifahrer noch in letzter Minute erschien. Der gab dann tatsächlich ein bisschen mehr Gas als üblich und hat auf der Autobahn sogar andere Autos überholt.


Wie auch immer, als er am Flughafen ankam, war noch weniger als eine Stunde bis zum Abflug und am Schalter wartete man schon auf uns - zum Glück, wir waren nämlich die Letzten.
Na Hauptsache geschafft. Wie wir erfuhren ist die Eisenbahn in Auckland wohl generell nicht gerade für Zuverlässigkeit berühmt. Schön und gut, aber das wissen eben nur die Einheimischen. Künftig nehmen wir doch lieber den teuren Flughafen-Direkt-Bus - obwohl der ja beispielsweise im Stau stecken bleiben könnte.


Sei es drum. Eigentlich freuten wir uns ja auf eine relaxte Südseewoche aber dieser Stress war schon mal kein guter Beginn. Im Flieger wurden wir dann aber mit einem atemberaubenden Blick auf die Vulkaninselstadt Auckland bei Sonnenuntergang belohnt.


Das kommt uns nicht mehr Spanisch vor - Extremsport in Neuseeland


Na endlich, nach Wochen und Monaten in Ländern mit Spanisch oder Portugiesisch sind wir nun endlich wieder in einem "normalen" Land, in dem man uns auch mit Englisch versteht.
Ein Land, in dem man auch in der Dunkelheit noch draußen sein kann, ohne sofort überfallen zu werden.
Ein Land indem man das benutzte Klopapier einfach ins Klo werfen darf und nicht in den Plasteeimer daneben entsorgen muss.
Ein Land in dem warmes Wasser aus dem Wasserhahn kommt, in dem es Straßenschilder gibt, Straßen echte Namen haben statt irreführender Nummern und in dem die Gehwege und Straßen nicht aus aneinander gereihten Schlaglöchern mit darin befindlichen Müllbergen bestehen.

Neuseeland.


Da wir hier leider nur wenig Zeit zur Verfügung hatten, beschränkten wir uns mal auf Auckland. Das ist die wichtigste Stadt des Landes, wahrscheinlich auch am schönsten gelegen, mitten in einer Anreihung aus erloschenen Vulkankegeln, traumhafter Buchten, tropischer Pflanzen und Wasser wohin man geht. Aber die Hauptstadt ist es nicht. Denn die heißt Wellington und liegt am Südzipfel der riesigen Insel.


Um den perfekten Blick auf Auckland zu bekommen muss man auf den Skytower. Das ist nicht nur ein Fernsehturm, sondern das Wahrzeichen der Stadt. Von hier schauen wir auf die traumhafte Landschaft, in der Auckland eingebettet liegt. Manch einer bindet sich hier oben auch ein Gummiseil um und springt den Turm herunter. Wir machen das nicht. Es gibt auch Leute, denen ist ein Sprung zu langweilig, die laufen stattdessen an der Außenwand des Skytower herunter. Das sieht schon sehr merkwürdig aus, wenn man raus guckt und es kommt gerade einer vorbei gelaufen.


Aber die Neuseeländer sind eben verrückte Leute. Extremsport ist hier so eine Art nationales Hobby. Hier wurde das Bungeejumping erfunden und man findet wohl keine größere Brücke im Land, von der man nicht herunter hüpfen könnte. Natürlich gibt es an jedem Ort im Land die Möglichkeit zum Skydiven. Man kann auch Berge oder Höhlen beklettern (auf Englisch "Abseiling"), Hochsee-Kayak fahren oder Heli-Skiing machen. Das heißt also mit dem Hubschrauber auf die Berggipfel fliegen und mit den Skiern heruntersausen. Je verrückter desto besser.

Reise in die Zukunft

Heute war die mit Abstand längste Nacht unseres Lebens, die Dunkelheit dauerte geschlagene 20 Stunden. Und dabei haben wir eine Reise in die Zukunft zurückgelegt.
Tja rätselhaft, nicht wahr, wie kann das bloß sein?


Also wir sind am Dienstag in Chile losgeflogen und am Donnerstag in Neuseeland angekommen. Natürlich waren wir nicht zwei Tage im Flieger und ein schwarzes Loch haben wir auch nicht passiert. Aber wir haben die Datumsgrenze rückwärts überquert, der 24.08.2011 hat für uns also quasi nicht existiert. Und weil wir außerdem noch über Mitternacht geflogen sind kommt man also auf zwei Tage.
So und weil wir dabei mit dem Verlaufe der Nacht über den Stillen Ozean geflogen sind, haben wir seit vielen Stunden nur noch schwarz gesehen.
So ist das.

Auf den Hund gekommen in Valparaiso


Jetzt ist langsam Schluss mit dem ganzen Hin- und Hergehopse zwischen den Ozeanen.
Nachdem wir vorgestern nochmal am Atlantik waren sind wir nun schon wieder am Pazifik. Und da bleiben wir jetzt auch eine Weile.



Der Rest unserer Reise dreht sich eigentlich nur noch um den Pazifik, also den Stillen Ozean. Und hier in der chilenischen Hafenstadt Valparaiso ist er auch wirklich still, jedenfalls solange wir hier waren. Sehr angenehm. Neben den riesigen Containerschiffen tummeln sich da noch unzählige Robben und Pelikane, aber auch Kanufahrer und Harpunentaucher sind einige unterwegs. Alles Dinge die sich hier scheinbar gar nicht ausschließen.

Also bis auf die Hundekälte (ist halt Winter) ist es wirklich ganz hübsch hier und tagsüber wenn die Sonne rauskommt ist es doch manchmal einigermaßen warm.

Apropos Hundekälte, in dieser Stadt haben wir teilweise schon den Eindruck, dass sie von Hunden bevölkert ist, statt von Menschen. Nicht dass es hier so wenig Menschen gebe, die sind auch sehr zahlreich, aber so viele Hunde, wie hier haben wir noch nirgends gesehn. Die liegen nicht nur an den Hauseingängen und Straßenrändern sondern laufen auch auf den Fußwegen umher, als ob sie ein Ziel hätten, eigentlich genauso wie die Menschen. Verrückte Welt.
Eine wirkliche Besonderheit dieser Stadt sind die historischen Fahrstühle, die auch heute noch alle in Betrieb sind. 
Weil der Großteil der Stadt an den Steilhängen liegt, hatte man schon vor über hundert Jahren zahlreiche schräge Fahrgondeln aber auch vertikale Lifte gebaut, damit die Leute nicht so viele Stufen steigen müssen. Das sieht nicht nur witzig aus, sondern ist auch eine Zeitreise, wenn man mit den Dingern mal mitfährt. 


Die bunt bemalten schrägen Fahrstühle sind weltberühmt. Aber was noch viel interessanter ist, sind die Fahrstühle im Inneren der Berge. Wir haben am Eingang in der Unterstadt umgerechnet vielleicht 5 Cent oder weniger bezahlt und sind dann einen langen langen Tunnel in den Berg hinein gelaufen. An den Wänden tropfte das Wasser herunter und alles war gespenstig mit Neonlampen beleuchtet. 

Am Ende des Gangs befand sich eine Metalltür. Die ging plötzlich auf und der Fahrstuhlführer winkte uns zu. Wir waren die einzigen Mitfahrer und so durfte Biene selber die einhundert Jahre alten Hebel bedienen. Mitten in der Fahrt sollte sie den Fahrstuhl anhalten und der nette Chilene öffnete 
einfach mal die Tür. So konnten wir den Fahrstuhlschacht sehen. Massiver Granitstein, auch hier lief die Feuchtigkeit hinunter. Dann fuhr der Fahrstuhl aus dem Berg heraus und endete auf einem hohen Gerüst, welches über einen Steg mit der Oberstadt verbunden war. Von dort hatten wir einen atemberaubenden Blick über die ganze Bucht von Valparaiso.


Auch wenn es in Valparaiso viele ärmliche Hütten und Gegenden gibt - die Stadt ist genauso wie Santiago und wahrscheinlich Chile insgesamt im Westen angekommen. Valparaiso ist übrigens schon seit langer Zeit ein wichtiger Handelsort, als Hafenstadt der Hauptstadt Santiago de Chile war Valparaiso schon vor Jahrhunderten einer der wichtigsten Schiffsanlaufpunkte in ganz Amerika. Wenigstens bis zum Bau des Panamakanals.



Den Glanz der alten Zeit kann man noch erahnen wenn man durch die Stadt läuft. Jedenfalls fühlen wir uns hier nicht so gefährdet wie in den meisten anderen Ecken Lateinamerikas, die wir bis jetzt so kennengelernt haben.

Wie gehts nun weiter? Von Valparaiso fahren wir mit dem Bus zurück nach Santiago de Chile und fliegen. Chile ist ja im Osten des Stillen Ozeans gelegen. Von hier führt uns unsere Tour als Nächstes in die Südsee, also mitten in den Pazifik und dann immer weiter nach Westen, bis wir mit Japan und China den westlichen Teil des Stillen Ozeans erreichen. Dort beenden wir unsere Reise und fliegen zurück nach Hause. Dieser letzte Flug wird fast der längste sein, aber nicht ganz so weit wie unser heute Nacht anstehender Flug nach Neuseeland, mit fast Zehntausend Kilometern übers Wasser des Stillen Ozean.

Landen in den Anden


Okay okay, also direkt in den Anden sind wir nun nicht gelandet, aber kurz dahinter (oder davor, je nachdem von welcher Seite man schaut). Die Stadt Santiago ist die Hauptstadt von Chile und das Schöne hier ist, dass egal wo man rumläuft immer die Anden den Hintergrund bilden. Sieht sehr toll aus.
So, aber was machen wir eigentlich hier, was führt uns her?

Nun, neugierig wie wir sind, wollten wir uns doch mal anschauen wie der Erich Honecker und seine Frau Margot so leben bzw lebten. Also, man muß schon sagen, ein schönes Exil hatten sie sich da rausgesucht.
Erst mal sind wir mit einer historischen Bergbahn auf den Hügel mit der Jungfrau-Maria-Statue hochgefahren und haben oben nicht schlecht gestaunt, wie viele Chilenen gern Fahrrad fahren. Denn hier befanden sich unzählige Einheimische mit Rennrädern und Mountain Bikes, die den Berg hochgeradelt sind.

Scheint schon ein sportliches Völkchen zu sein. Und tendenziell nicht ganz unvermögend. Denn die Fahrräder, die man hier sah, liegen sicher alle im 4stelligen Euro-Bereich. Und viele hatten zudem noch Extras wie Funk-Pulsmessgeräte und teure Fahrradcomputer.
Offensichtlich lautet auf diesem Berg das Motto: sehen und gesehen werden - mit dem Radel als Statussymbol.

Verkehrsschilderraten


Und wieder einmal gibts hier einen Beitrag zum Thema "Lustiges Verkehrsschilder deuten".

Bei diesem Schild kann es sich eigentlich nur um ein Gefahrenhinweisschild handeln. In Deutschland würde es wahrscheinlich den schönen Namen "Ladeflächendiebstahlgefahr" tragen. Und die Bedeutung wäre dann sowas wie: "Bei langsam fahrenden oder stehenden Fahrzeugen mit einer offenen Ladefläche und einem zulässigen Gesamtgewicht von nicht mehr als 7,8t, aber auch nicht weniger als 1,42t und einer Spurbreite von 1-3 Meter und einer nicht vorhandenen Absicherung gegen herunterfallende Gegenstände besteht die erhöhte Gefahr des Verlustes von Transportgut innerhalb des mit diesem Schild gekennzeichneten Bereichs."
Oder so ähnlich.
Oder was soll das sonst bedeuten?

Ein Tag und drei Länder

Tja, der heutige Tag war reisetechnisch sicherlich einer der verrücktesten. Wir haben allein heute drei Länder bereist. Und das lief folgendermaßen ab:


Frühmorgens noch in stockfinsterer Nacht sind wir in Paraguays Hauptstadt vor dem Hostel auf die Straße gegangen, was schon mal an sich gefährlich ist. Zum Glück war keine Menschenseele zu sehen. Und dann kam auch das bestellte "Taxi", das uns zum Flughafen bringen sollte. Ein reguläres Taxi war es wohl nicht, eher ein Kumpel des Rezeptionisten unseres Hostels würde ich mal vermuten, aber egal - er brachte uns tatsächlich zum Flughafen, das wäre mit dem öffentlichen Verkehr definitiv nicht gut gegangen.


So arm wie Paraguay auch sein mag, in manchen Dingen sind sie moderner als unser Heimatland: am Flughafen saßen wir nämlich noch in einem Cafe und wollten bezahlen, weil das Boarding begann. Normalerweise kommt genau dann ja immer kein Kellner vorbei. Aber hier gab es auf jedem Tisch ein kleines Gerät mit einer Taste die unseren Wunsch per Funk signalisierte. Tolles Ding - und sowas wünsche ich mir in Deutschland eigentlich auch.


Mit einer Airline namens Pluna gings dann rüber nach Uruguay. Dort sind wir also am Vormittag gelandet und haben uns den ganzen Tag in Montevideo herumgetrieben. Das Gepäck blieb gleich mal am Flughafen. Was man vorher nicht wusste aber dann eben leidlich erfahren muss: sobald man den Transit-Bereich im Flughafen verlässt und dann für den Weiterflug wieder rein will, ist man Kandidat für eine sogenannte Abflugsteuer und die war in Uruguay ziemlich gepfeffert. Aber wir mussten zahlen.


Dann ging es abends weiter, wieder mit Pluna - und diesmal vom Atlantik zum Pazifik, genauer gesagt von Montevideo über ganz Südamerika und über die Anden bis nach Santiago de Chile. Natürlich auch hier wieder Zeitverschiebung und wieder gab es eine neue Währung.


Das ist nämlich das nächste Problem. Wir sind ja mittlerweile durch den Euro recht bequem geworden bei uns zu Hause, denn die meisten Nachbarländer in Europa haben ja auch den Euro, also brauchen wir nicht großartig tauschen und umrechnen. Aber der heutige Tag war da ganz anders, wir waren ständig mit Wechselkursrechnungen beschäftigt und mussten ja auch immer herum kalkulieren wieviel Geld wir beim Abheben eigentlich brauchen, damit wir am Ende nicht viel zu viel übrig haben. Denn wenn man Bargeld in einer Wechselstube tauscht, wird man immer richtig über den Tisch gezogen. Die Kurse sind oft jenseits von gut und böse. 


Das gilt übrigens auch für Deutschland. Als wir letztes Jahr von unserer Vietnam-Reise zurückkamen und das Restgeld im Düsseldorfer Flughafen wechseln wollten, verloren wir rund 40 Prozent des Wertes an die Wechselstube. Da sind die Geldwechsler in der dritten Welt ja noch vergleichsweise harmlos dagegen :-)


Ein ganzer Tag in Uruguay


Der Name Uruguay erinnert zwar sehr stark an Paraguay, aber das ist zum Glück auch schon alles. 
Die Hauptstadt von Uruguay heißt Montevideo. Hier sind wir gelandet und von hier starten wir auch wieder.

Offensichtlich scheint in diesem Land alles etwas besser zu laufen. Uruguay soll so eine Art Schweiz von Südamerika sein. Nun, ganz so wohlhabend sieht es dann aber auch nicht aus, aber wir haben immerhin ein gutes Gefühl. Vor allem was die Sicherheitslage betrifft. 


Aber eigentlich erinnert uns vieles an die DDR. Es gibt viel grau in grau, mag vielleicht auch am Winter und den kahlen Bäumen liegen, aber sicher auch an den runtergekommenen Häusern und der farblosen Architektur. Vieles noch aus den 70ern. Natürlich sind, anders als in der DDR, die Ladentheken gefüllt und Kioske verkaufen alles, was es auch bei uns gibt.
Was stark auffällt sind die Menschen. Sie sind echt sehr relaxt. Fast jeder latscht mit einer Thermoskanne und einem speziellen Teegefäß herum. Das nennen sie Mate. Und den schlürfen sie genüsslich in der kalten Jahreszeit, wo sie gerade stehen und gehen. Was auch extrem gut bei uns ankommt: die meisten sprechen ein paar Brocken Englisch oder versuchen es wenigstens. So kommen wir ganz gut klar und wir mögen die Uruguaynesen.
Viel zu tun gibt es hier in Montevideo nicht, was zum einen daran liegt, dass heute Samstag ist und so gut wie die ganze Innenstadt geschlossen hat. Zum anderen ist es Winter und verdammt kalt, das Thermometer zeigt 7°C. Wassersport ist damit auch passé.


Also haben wir einen letzten Blick auf den Ozean geworfen, denn hier zum Atlantik kommen wir auf dieser Reise nicht noch einmal zurück. Es war stürmisch wie in Rio, aber hier peitschten die Wellen einige Meter hoch. Ein beeindruckendes Schauspiel. Lange haben wir es nicht ausgehalten, durch den Wind hatten wir gefühlte minus 5°C.




Zurück in der Altstadt fanden wir in einer gemütlichen großen und gut besuchten Markthalle lodernde Feuer, über denen allerlei leckere Dinge gegrillt wurden. Also haben wir uns hier niedergelassen, um uns ein wenig aufzuwärmen. 
Der verlockende Duft von Gegrilltem lag in der Luft, so konnten wir nicht anders als auch dem landestypischen traditionellen Fleischverzehr zu frönen. Denn Fleisch gibt es hier in großer Auswahl und eine Menge Uruguayaner waren eben falls hier unterwegs um zu futtern.
Nach dieser Kälte wird es aber Zeit, dass wir Richtung Südsee kommen, mal wieder etwas mehr zurück in die Wärme. Aber zuerst einmal führt uns unserer Weg noch nach Chile.

Mal eben durch Paraguay

Eigentlich wollten wir noch einen Abstecher nach Argentinien machen und dort mal das berühmte Rindfleisch probieren. Außerdem sieht man die Iguassu-Wasserfälle von der argentinischen Seite aus noch näher. Aber da es tagelang regnete, haben wir uns stattdessen auf den Weg nach Asuncion gemacht. Das ist die Hauptstadt von Paraguay, einem kleinen Land mitten in Südamerika.
Und die Grenze zu Paraguay ist auch gleich um die Ecke von den Iguassu-Fällen aus gesehen. 



Paraguay scheint für zwei Sachen berühmt zu sein: dem Sitz der südamerikanischen Fußballliga und billige Elektronik. Alle Besucher aus Brasilien oder Argentinien kaufen hier in großen Einkaufstempeln gleich hinter der Grenze Kameras und Computer ein. Krasser Gegensatz: am Straßenrand wohnen Leute unter Plastikmüllsäcken, die zu einem Zelt aufgespannt sind. Und zwar ganze Familien. Da laufen Kinder ohne Kleidung mitten im Müll und zwei Meter weiter fährt eine Mercedes S-Klasse vorbei. Merkwürdiges Land.


Allein die Einreise war schon so ein Erlebnis:
Man müsste sich mal vorstellen, dass man in Deutschland bei der Grenzkontrolle einen Bundespolizeibeamten vor sich sitzen hat, der mit einer alten Strickjacke bekleidet gelangweilt Magazine mit nackten Frauen "liest" und erst nach mehrmaligen Grüßen den Kopf hebt um zu sehen was man von ihm wohl will. Natürlich ist das undenkbar. Und wenn einem so etwas an einer Grenze passiert, dann ahnt man schon von welcher Art das Land wohl sein wird.
Wir haben sicherheitshalber ein paar Guaranis (das sind keine Drogen, sondern paraguayische Geldeinheiten) mehr investiert und einen Bus der Executive-Class gebucht. 
Dennoch war es überfüllt, die Leute saßen im Gang auf dem Boden und der Bus hielt an jeder Ecke. Die Frau schräg hinter uns hatte sogar ein Huhn in ihrer Handtasche. Ganz im Ernst! 


Asuncion mit Grenzfluss zu Argentinien
Bis der Bus in Asuncion ankam, war es dunkel. Mitten in der Stadt liefen wir also mit unserem kompletten Reisegepäck auf der Suche nach unserer Unterkunft umher. Vorbei an Obdachlosen, Müll und dunklen Gassen mit zwielichtigen Gestalten. Dementsprechend froh waren wir, als wir das Hostel gefunden hatten. Gar nicht so einfach, da es keinerlei Hinweis darauf gab. Einfach ein Hauseingang mit Metallgitter und Klingel, keine Schilder oder sowas.

der internationale Flughafen von Asuncion
Nach allem was wir hier gesehen haben, war schonmal klar: hier bleiben wir nicht lange. Vielleicht tun wir Paraguay jetzt unrecht und vielleicht ist es ein wunderschönes Land. Aber wir sind einfach zu stark Überfall-vorbelastet.
 

Aber ganz bestimmt sind hier schon viele Ausländer für längere Zeit unbehelligt unterwegs gewesen. Wie auch immer, unser nächstes Ziel soll Uruguay sein. Hoffen wir mal, dass das nicht auch so ein Slum ist wie Asuncion.

Fotos gibt es von Paraguay selbst leider keine, da wir uns in diesem Land nicht getraut haben, die letzte verbliebene Kamera herauszuholen.
Naja, außer am Flughafen dann.


Achtung - aktuelle Mitteilung


Heute war so ein übler Regentag, dass wir die Zeit mal nutzen konnten und etliche Blogeinträge zu vervollständigen oder fehlende Erlebnisse zu ergänzen.

Außerdem sind hier und da noch Videos (bewegte Bilder) hinzugekommen.
Es lohnt sich also, mal durch das Blog zu blättern und sich den Zeigefinger wund und blutig zu scrollen.

Das größte Wasserkraftwerk der Erde


Ja, also genau das steht hier auch gleich herum, nicht weit weg von den Iguassu Wasserfällen - das größte Wasserkraftwerk der Erde. Haben wir uns dann natürlich auch gleich noch angeschaut.

Das Kraftwerk versorgt ganz Paraguay mit Strom und immerhin rund 20 Prozent des riesigen Brasiliens.
Vor Ort ist alles sehr auf modern getrimmt. Man sieht, dass hier mal viel Geld investiert wurde.
Ist doch eine tolle Sache - so braucht Paraguay weder Atomkraftwerke noch Kohle oder so.




Nur das Konzept mit dem Besichtigungsbus, den man nehmen muss, ist doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Man muss nämlich open air sitzen. Das ist ja ganz schön, wenn die Sonne scheint. Nur hat es heute den ganzen Tag aufs Erbärmlichste geregnet, sogar mit leichtem Hagel. So saßen wir also alle auf dem Oberdeck und der Regen peitschte und der Hagel knallte den Leuten nur so ins Gesicht.
Das Ganze nennt sich dann Panorama Tour.
Einige Passagiere haben versucht sich nach unten ins Trockene zu flüchten. Dort gab es aber nur 10 Plätze und für alle anderen hieß es vom Reiseleiter (der selbst schön unten im Trockenen saß), dass es nicht erlaubt ist, zu stehen. Und deswegen mussten die Leute wieder hoch und sich übrigens auch anschnallen (wozu eigentlich). Die Gefahr, von Hagelkörnern verletzt zu werden war größer als irgendetwas anderes.
Wenigstens hat sich niemand verletzt, aber eine Erkältung hat der eine oder andere bestimmt mitgenommen.


Immerhin war die Tour informativ. Jedenfalls für diejenigen, die Portugiesisch verstehen. Wir gehören leider nicht dazu. Für uns hat der Guide dann auch alles bilingual in Englisch erzählt. Alles? Naja, auf zwei Minuten Portugiesisch kamen vielleicht fünf Sekunden in Englisch.
Soviel dazu. Aber wahrscheinlich war es auch egal, denn das Englisch war ohnehin kaum verständlich. Das lag nicht nur an den Sprachkenntnissen des Führers, sondern zusätzlich noch an den miserablen Lautsprechern und dem Getöse des Windes und Hagels, das alles überlagerte.


Wenn man den hohen Preis, den schlechten Guide und das miserable Wetter einmal weglässt, war es aber eine tolle Tour. Der Staudamm ist tatsächlich riesengroß, wir sind drüber gefahren und unten herum und konnten auch wunderbar die riesigen Rohre sehen, die das Wasser zu den Generatoren leiten. Eines dieser Generator-Module kann wohl 2,5 Millionen Haushalte versorgen.


Wir fanden es eigentlich beeindruckender als den Hoover Dam, mit dem die Amis immer so angeben.


Iguassu Falls - Foz de Iguacu


Unten links in Brasilien gibts ein Dreiländereck. Dort grenzen Brasilien, Argentinien und Paraguay aneinander.
Mehr oder weniger zufällig befinden sich genau an dieser Stelle die Iguassu Wasserfälle.
Sie gehören zu den größten der Erde. Also zumindest fällt flächenmäßig die größte Menge an Wasser in die Tiefe.




Auf unserer Reise haben wir nun schon unzählige Wasserfälle gesehen, sei es im Yosemite Nationalpark, in Mexiko oder eben die bekannten Niagara-Fälle. Also warum jetzt noch einen?
Weil wir schon von vielen Backpackern gehört haben, dass wir die unbedingt sehen müssen. Also lange Rede kurzer Sinn. Es stimmt! Ja, die hatten alle recht.

Als wir dann leibhaftig vor den Iguassu Fällen standen, waren wir wirklich überwältigt, um nicht zu sagen völlig geplättet. Dagegen können die Niagara Fälle mit ihren kitschigen Hochhäusern, Hotels und Imbissbuden ringsherum ja wohl einpacken.


Hier hat man stattdessen noch richtig spektakuläre Natur. Unzählige kleinere und größere Wasserfälle reihen sich aneinander, stürzen mit großem Getöse in die Tiefe und überall stiebt das Wasser als Sprühnebel umher. Dazu die tolle Landschaft mit Felsen und saftig grünen Pflanzen. Auch mit dem Wetter hatten wir ein Riesenglück. Und so krönte am ein riesiger Regenbogen über der ganzen Szenerie diesen wirklich schönen Tag auf unserer Reise.

Von weitem betrachtet sieht es alles super aus und wenn es nicht gerade regnet bleibt man auch schön trocken, aber wir wollten das Ganze natürlich auch aus nächster Nähe sehen. Und logischerweise wird es ziemlich nass je näher man kommt. Was wir unbedingt brauchten, war ein schicker weißer Regenmantel, besser gesagt eine Plastikfolie mit ner Kapuze und zwei Ärmeln dran. Geschäftstüchtig wie die Brasilianer sind, konnte man solche Tüten dann auch direkt hier für einen recht stolzen Preis erwerben. Am "Teufelsschlund" fällt das meiste Wasser herunter und unten führt eine Brücke mitten auf die Fälle. Man kommt den Fällen hier so nahe, dass wir durch den Sprühnebel komplett geduscht wurden. Weil Holger sich zu fein war, auch solche eine schicke weiße Plastetüte umzuhängen, versteckte er sich einfachheitshalber hinter Sabine. Das Donnern des aufprallenden Wassers is absolutely awesome! Am Ende der Brücke erwartete uns dann noch ein weiterer unglaublicher Anblick, nämlich den in die Tiefe. Wir standen direkt am Rande des sich auftuenden Abgrunds. Aus der Vereinigung von untergehender Sonne und Sprühnebel bildeten sich zahlreiche riesige Regenbogen. Dieses Erlebnis war mit Abstand eines der sehenswertesten Erlebnisse und absolutes Highlight unserer Reise!

Ein anderes schönes Erlebnis und toller Abschluss des Tages waren ein paar drollige Tierchen. Ganz nebenbei tummelten sich nämlich auf den Gehwegen und Wiesen zahlreiche Nasenbären. Ein Tukanpärchen (das sind solche Vögel mit riesigen Schnäbeln) in den Baumwipfeln guckte ganz gemütlich dem lustigen Treiben zu. So wie wir auch. Die haben sich ein echt großartiges Zuhause ausgesucht.



Musik und Tanz mit den Indigenen

Für ein paar brasilianische Währungseinheiten kann man als Tourist auch mal ein "echtes" Eingeborenendorf besichtigen. Mit der Silhouette von Manaus und Porta Negra am Horizont und Stromgeneratoren neben jeder Wellblechhütte. Immerhin haben die Einwohner versucht sich etwas zu verkleiden oder sollte man lieber auskleiden sagen? Viel hatten sie jedenfalls nicht mehr an. Witzig sah es zumindest aus, denn unter dem ein oder anderen Baströckchen blitzte die ein oder andere Boxershort hervor. Dann wurden uns lustige Blasinstrumente vorgeführt und etwas umhergetanzt, zum Schluss mussten auch wir die Hufe schwingen.

Diese Leute taten uns tatsächlich etwas leid, weil sie zwischen den Kulturen leben. jeden Tag zig mal ihre Show für reiche Touristen vorführen, bei der sie wie im Zoo begafft werden. Kein Wunder, dass die jungen Menschen dort weg wollen und dann in die Stadt gehen,wo es aber nur selten besser wird. Am besten haben es wohl die Eingeorenen, die wirklich noch im Dschungel leben, ohne den ganzen modernen Schnickschnack. Einen winzigen Ausblick auf dieses - aus unserer Sicht - entbehrungsreiche Leben, haben wir jetzt auch.

Piranhas angeln und Termiten essen


Was macht man also, wenn man ein paar Tagen im Amazonas Dschungel auf einer Floß-Lodge zubringt?

Ersteinmal sind wir mit einem Kanu und ein paar Angelruten in die Wälder gefahren. Ein bißchen Hühnerhaut kommt an die Angelhaken und schon läuft den Piranhas das Wasser im Maul zusammen. Und so haben tatsächlich ein paar von ihnen angebissen. Die kleinen spitzen Beißerchen kommen sogar noch im Boot zu Vorschein, wenn man ihnen ein Blatt ins Maul hält.


Besonders interessant war aber eine Dschungelwanderung, bei der uns unser Guide mal die ganzen Grundlagen des Lebens und Überlebens anschaulich gemacht hat. Zum Beispiel wie die Eingeborenen auf langen Strecken ohne Handy miteinander kommunizieren. Oder wie man aus Wurzeln und Harz Medizin herstellt oder auch hochgiftige Substanzen für Pfeil und Bogen. Wie man bei Dauerregen Feuer macht und sich nachts vor den einheimischen 
Jaguaren schützt, wie man mit Stachelschweinen kämpft oder Termiten aus ihnen Bau holt, um sie dann anschließend genüsslich zu verspeisen. Die sind hier daumengroß und ein beliebter Proteinlieferant, aber nur lebendig. Guten Appetit!


Regenwald ohne Regen

Im Hafen von Manaus sind wir an Bord eines alten Kahns gegangen, offenbar ein ehemaliges Transportboot, umgebaut zum Touristenschiff. Dieses Boot hat uns nach rund vier Stunden Fahrt in einer Dschungel-Lodge abgeliefert.

Was kann man sich nun darunter genau vorstellen? Unsere "Lodge" ist erstmal nicht anderes als ein großes Blech-Schwimmfloß mit Holztrennwänden. Das ankerte in einer Bucht auf der geschützten Seite einer kleinen Flussinsel. Hier gibt es keine Elektrizität und kein Trinkwasser. Egal, ob man die Toilette spült oder sich duscht, das Wasser kommt immer aus dem Fluss. Und genau dahin geht auch das was man(n) oder Frau gerade das Klo runtergespült hat.



Baden kann man passenderweise direkt vor dem Floß, dazu springt man einfach ins 10 Meter tiefe schwarzbraune Wasser. Die befürchteten Wurstfische vom Toilettengang haben wir im Wasser zum Glück nicht gesehen. Dafür aber so einiges anderes lustiges Getier, zum Beispiel Flussdelfine, Alligatoren oder Piranhas. Letztere aber nicht beim Baden sondern beim Angeln. Piranhas sind ja doch eher scheu.

Momentan steht das Amazonaswasser so hoch, dass oft nur noch die Baumwipfel wie Büsche aus dem Wasser schauen. Wasser wohin das Auge blickt. Alles steht unter Wasser. Für diese Zeit machen die Bäume und Sträucher einen Art Winterschlaf, bis alles wieder auf Normalniveau gesunken ist. Und das geht recht schnell. Allein im letzen Monat soll das Wasser schon um ca. 2-2,5 Meter gesunken sein. Die Wassermarkierung ist an den Bäumen sehr gut als weißer Streifen zu erkennen. Die Hauptregenzeit ist nun vorbei und daher sehr sonniges Wetter, perfekt.


Leider ist das Amazonaswasser zum Abkühlen zu warm, schätzungsweise 28-30°C. Die heißen und feuchten Lufttemperaturen machen das ganze auch nicht besser, aber im Wasser kann man wenigstens kurzzeitig das Klebegefühl loswerden.
Nachts kann die Hitze schon zum Schlafkiller werden, wenn man schweißgebadet auf der Pritsche liegt und sich trotz sperrangelweit geöffneten Türen und Fenstern kein Lüftchen regt.
Die Lodge liegt in einem Nebenarm des Rio Negro also des schwarzen Zuflusses des Amazonas. Um an das andere Ufer zu gelangen braucht man schon eine viertel Stunde mit dem Motorboot, der Fluss ist nämlich unheimlich breit.



Die Hauptstadt des Amazonas


Manaus liegt mitten im Amazonasgebiet, genauer gesagt vereinigen sich hier zwei Flüsse und bilden damit erst den Amazonas. Der Rio Negro ist schwarzbraun und der Rio Solimoés eher eine sandig-braune Brühe. Es dauert mehrere Kilometer bis sich die beiden Flüsse tatsächlich vermischen - ein faszinierendes Naturschauspiel.


Wenn man im Amazonaswasser baden geht, muss man sich als Mitteleuropäer möglicherweise erst ein wenig überwinden, aber es ist dann doch leichter als man glaubt.
Das hat zwei Gründe: erstens ist es die Hitze die einen regelrecht ins Wasser treibt und zweitens sieht es im Wasser selbst nicht mehr ganz so gemein aus wie von oben. Natürlich ist das Bild hier nicht direkt vor Manaus entstanden, denn dort tummeln sich zusätzlich unzählige große und kleine Schiffe, die ihrerseits das Wasser noch erheblich verschmutzen.
Die Stadt Manaus liegt in einer der entlegensten Regionen der Welt und ist wohl auch die größte entlegene Großstadt wenn man das mal so sagen kann. Mit Großstadt meinen wir in dem Fall, dass dort weit über eine Million Menschen wohnen.

Manaus war vor über 100 Jahren wegen des Kautschukhandels eine sehr
reiche Stadt. Heute sieht es hier eher ärmlich aus, auch die Hochhäuser an der Hafenküste können nicht darüber hinweg täuschen . Aber viele Gebäude in der Innenstadt zeugen noch vom damaligen Glanz und Ruhm der Stadt.


Da gibt es zum Beispiel das berühmte Teatro Amazonas, das seinerzeit ganz pompös mit großem Aufwand erbaut und ausgestattet wurde. Ein paar Denkmäler stehen in der Innenstadt auch herum, eines zeigt alle Kontinente der Erde. 


Dann gibts ein paar Cafes und Restaurants für Touristen, mit den entsprechenden Preisen, aber nicht weit weg wird es schon ärmlicher. Wobei die Kaufhäuser und die Läden doch wiederum stolze Preise haben und es ist so voll, dass man viel Wartezeit für die Kasse einplanen sollte. Also ist ärmlich doch ein stark relativer Begriff. 


An den Außenbezirken der Stadt sollen sich zahlreiche Industriebetriebe angesiedelt haben, weil Brasilien hier recht günstige Sonderkonditionen bietet, natürlich um die Regenwald-Hauptstadt zu fördern. 

Dennoch ist 
Manaus an den Rest der Welt nach wie vor hauptsächlich über den Amazonas angebunden. Eine Bootsfahrt bis zum Atlantik dauert beispielsweise rund drei Tage. Kommt natürlich auch auf den Dampfer an und darauf, ob man flussab oder flussaufwärts fährt. 
Wir flogen natürlich hierher. Es gibt übrigens auch eine Straße, die Transamazonika, die ist aber eher eine Option für Verrückte also zumindest für noch Verrücktere als wir es sind.