Backpacker auf Weltreise. Biene und Holger und das Abenteuer ihres Lebens.

Kaum zu glauben - Der nächste Überfall

So langsam haben wir wirklich die Nase voll von Lateinamerika. Wir wurden schon wieder überfallen. Zwar nicht in Rio sondern in Salvador. Aber auch in Rio hatten wir uns nicht wirklich sicher gefühlt, nachdem im Internet zu lesen war, dass erst dieses Jahr zum Karneval, also vor ein paar Monaten, zwei ganze Hostels an der Copacabana von bewaffneten Gangstern überfallen wurden. Dass dort jedes Haus einen großen Metallzaun zur Straße hat, macht es nicht wirklich sicherer. Im Gegenteil - man spürt erst recht, dass es hier gefährlich ist. 

Jedenfalls sind wir von Rio aus zwei Stunden nach Norden geflogen und waren dann in Salvador de Bahia. Auf der Karte betrachtet ist das nur ein ganz kleines Stück von Brasilien, aber hier in Salvador ist es schon deutlich wärmer. Es sieht auch alles ganz schick aus, schöne Küste mit Brandung und Sandstränden und Sonne gibt es auch.

Unsere Unterkunft ist in Porto Barra, das ist etwas außerhalb der Stadt, am Meer, mit einem schönen Leuchtturm und weil hier ne Menge Touristen sind, ist es auch polizeilich gut geschützt. Mittlerweile fühlten wir uns einigermaßen sicher, der Schock von Guatemala-Pistoleros verheilt langsam und wir sind in die historische Altstadt gefahren, um die barocken Gebäude anzusehen und den legendären Fahrstuhl, der die Oberstadt mit der Unterstadt verbindet einmal zu benutzen.

Alles ganz schick. Als es dunkel wurde, machten wir uns schnell auf den Rückweg und suchten einen Busstop.
Nun scheint es hier so zu sein, dass an den Busstops immer nur bestimmte Linien halten, andere Linien halten dann an einem früheren oder späteren Stop. Unsere Linie hielt jedenfalls nicht an. Also hatten wir die Wahl: weitergehen oder die Straße zurückgehen. Wir gingen zurück, denn da ging es bergab. Unser Bus kam öfters vorbei, hielt aber auch beim Winken nicht an, wir mussten eben bis zu einer Haltestelle. Die Straße führte mitten im Stadtzentrum von der Ober- zur Unterstadt. Auf einmal waren wir alleine auf der Straße, abgesehen von Taxis und Bussen, die rasant den Berg hoch brausten. Eine Haltestelle war immer noch nicht in Sicht, es wurde immer dunkler, und auf einmal schaute aus einer der wenigen Hütten ein Mann raus und sagte, wenn wir weitergehen, werden wir überfallen. Aber er könnte uns helfen. Während wir noch überlegten was jetzt zu tun ist, kamen schon zwei dunkle (in jeglicher Hinsicht) Gestalten hinter uns auf uns zu gelaufen. Wir versuchten das nächste Taxi anzuhalten, aber es brauste schnell um uns herum, hätte uns fast noch umgefahren. 

Dann griffen die Typen an. Minutenlang wehrte Holger sich mit aller Kraft, während der Taxifahrer weiter hinten anhielt und Biene mitnehmen wollte. Inzwischen war auch ein Linienbus da, der hielt an, weil der Überfall ja mitten auf der Straße stattfand, aber obwohl Holger lautstark um Hilfe schrie, kam kein einziger Fahrgast heraus. Das Ganze ging eine ganze Weile so, und erst als Biene vom Taxi aus rüberkam und anfing, einen der Typen von hinten zu schubsen, hörten sie auf und wir konnten beide ins Taxi entkommen.

Nun, die Hose war komplett zerrissen, sie haben mit aller Gewalt versucht die Taschen zu leeren, aber wegen des heftigen Widerstands haben sie stattdessen alles kaputt gerissen. Und die Hose war aus ziemlich festem Stoff. Der Reisepass war in einer Innentasche, die mittlerweile außen baumelte und wenn das Ganze noch eine Sekunde länger gegangen wäre, wäre der Pass auch weg gewesen. Also wieder einmal Glück im Unglück gehabt.

Was aber noch viel viel wichtiger ist als der Pass ist die Gesundheit. Außer ein paar Schrammen hatten wir keine Verletzungen. Wir wollen nicht wissen was passiert wäre wenn sie ein Messer gezogen hätten oder eine Pistole.
Auf der Polizeistation erfuhren wir dann nämlich, dass das gar nicht unüblich gewesen wäre.
Da in unserem Fall keine Waffen im Spiel waren, durften wir auf der Wache erstmal warten. Zum Glück hatten wir den Taxifahrer als portugiesisch sprechenden Zeugen, der der Polizei das wo und wie erklären konnte.

Was bleibt zu sagen, der Schock sitzt uns wieder einmal tief in den Knochen und im Moment wollen wir nicht nur Brasilien verlassen sondern am besten gleich ganz Lateinamerika. Das nervt hier alles nur.