Backpacker auf Weltreise. Biene und Holger und das Abenteuer ihres Lebens.

Pistoleros aus dem Dschungel


Endlich saßen wir also im Bus Richtung Costa Rica. Glücklich, weil wir Guatemala endlich verlassen konnten, aber dennoch traurig wegen der herben Verluste und großen Probleme. Zudem war ab El Salvador nur noch ein Sitzplatz im Bus frei. Wir sind aber zwei?! Bezahlen mussten wir natürlich beide Tickets, trotz des Risikos, in El Salvador nicht weiterzukommen. Aber alles egal, nur erstmal weg hier. Wir hatten die beiden letzten Plätze bekommen, ganz hinten neben dem Klo.


Irgendwann lag Guatemala Stadt hinter uns und die Panamericana führte durch puren Dschungel. Einige Stunden lang. Hügel, Kurven... auf einmal eine Vollbremsung. Ein Auto hatte den Bus ausgebremst und einige bewaffnete Männer sprangen in den Bus. Sie verteilten sich gleichmäßig und machten hektische Ansagen auf Spanisch. Ansonsten Totenstille. Einer kam direkt ganz nach hinten und hielt mir die Pistole an die Schläfe. Er war sehr nervös und sagte irgendetwas. Alle Passagiere mussten die Hände hochhalten, die Fenstergardinen mussten zugezogen werden. Der Bus fuhr weiter, sodass von außen alles normal aussah. Ich dachte in dem Augenblick darüber nach, ob seine Waffe womöglich schon entsichert und durchgeladen ist. Bei der holprigen Fahrweise und seiner Nervosität kann sich leicht ein Schuss lösen. Dann ging mir durch den Kopf, wie fies das Schicksal sein kann. Gerade erst wurden wir beklaut und jetzt gleich ist der neue Rucksack auch weg, zusammen mit dem neuen Ersatzpass und unserer zweiten Fotokamera. Damit ist die Reise dann erstmal zu Ende. Merkwürdig, in dieser Situation sollte man ja wohl eher Angst um sein Leben haben.

Wir mussten alle Taschen leeren, aber bei uns war ja nicht mehr viel zu holen. Bienes Rucksack wechselte den Besitzer. Der Pistolero schüttete ihn aus, behielt den MP3-Player und einigen Krimskrams und benutzte den Rucksack dann, um Geld, Schmuck, Handys und Uhren der anderen Leute einzusammeln. Alle Taschen wurden geleert. Vorne ging es noch etwas rabiater zu. Nach einer gefühlten Ewigkeit verließen sie den Bus. Eine Weile sagt niemand etwas. Erst langsam fingen die Leute an zu fluchen, manche weinten. 


Wir hatten Glück im Unglück. Bienes Papiere waren in der Bauchtasche und meinen Rucksack mit dem Pass haben sie übersehen. Er lag die ganze Zeit direkt vor den Füßen des Ganoven, er ist fast drauf rumgetrampelt, aber er war zu sehr mit den Gepäckfächern beschäftigt. Ich konnte den Rucksack schließlich mit meinen Füßen unter den Sitz ziehen. Kurze Zeit nach dem Überfall erreichten wir die Grenze zu El Salvador. So ziemlich jeder der Fahrgäste besuchte inzwischen die Toilette und wie gesagt, unsere Plätze waren direkt daneben... geruchsmäßig kaum auszuhalten.
Aber was soll`s. Inzwischen müssen wir wirklich dankbar sein, dass uns selbst nichts passiert ist. Guatemala hat seine Sicherheitslage ganz offensichtlich, trotz demonstrativem Militär und Security`s an jeder Ecke überhaupt nicht im Griff. Hier ist es noch wie im Wilden Westen.